See https://blog.factgrid.de/archives/978 for a revised version in English.
Bei der Arbeit mit der Wikidata Software werden Anwender aus dem wissenschaftlichen Feld andere Anforderungen an den Beleg von Informationen stellen.
In Wikipedia-Projekten (und das schließt Wikidata ein) ist der Quellenbeleg zwar die grundlegende Anforderung; da man primär “enzyklopädisch relevantes” Wissen sammeln will, genügt hier jedoch der Verweis auf eine Publikation, die das Faktum so notiert. Bei widersprüchlichen Informationen werden die verschiedenen Angaben kommentarlos nebeneinander gestellt. Wikidata sieht in der Folge in der Regel einen einfachen Beleg vor: die bibliographische Angabe oder ein Link.
„Original Research“ ist in Wikipedia ausgeschlossen. Der Grund dafür ist strukturell: Wikipedia-Autoren bleiben zum guten Teil anonym – das erforderte die Beschränkung ihrer Beiträge auf eine Weitergabe öffentlich verfügbaren, von externen Autoritäten zitierbaren Wissens.
Im Moment, in dem Forschung dieselbe Software benutzen will, muss der Beiträger sich mit seinem Namen für den Befund verbürgen können. Der Quellenbeleg ist dabei nicht mehr unbedingt eine bereits verfügbare Publikation. Genauso gut kann eine Archivalie oder eine Schlussfolgerung zum Beleg werden. Die Datenbank muss nun Fakten als Forschungsbeiträge präsentieren können – ein beliebiges Faktum muss als eine Mikropublikation zitierbar sein. Der Forscher, der sich für den Befund verbürgt, muss namentlich genannt werden, seine Erwägungen müssen im komplexen Fall einer Schlussfolgerung mit dem Befund verfügbar werden. Das Einstelldatum des Befunds macht aus dem Beitrag eine wissenschaftliche Publikation. Forscher können andernfalls nicht riskieren, Befunde vor einer anderweitigen Publikation hier bereits allgemein verfügbar zu machen.
Belege im FactGrid werden zu diesem Zweck sich wohl am besten in einem Modul mit Pulldown-Menüs und Eingabefeldern verwalten lassen. Vielleicht wird man über eine Option nachdenken, wie man eine solche Fußnote arbeitssparend duplizieren kann.
1. Ausweis der Forschungsleistung
- Die Information liegt öffentlich vor
• Eingabefeld für Publikation und Seitenangabe, respektive Datenbanknennung und Link
• Anweisung, eine Kurzpublikation mit DOI zu erstellen [Daniel Mietchens Tipp] - Die Information wird hier erstmals veröffentlicht
• Eingabefeld für die zu zitierenden Forscher mit Einstelldatum (Default: automatische Signatur)
2. Quelle
- Die Quelle ist öffentlich zugänglich
• Eingabefeld für X-Nummer in dieser Datenbank mit dortigem Archivnachweis und wenn möglich mit Scan - Die Quelle ist öffentlich unzugänglich
• Eingabefeld für X-Nummer in dieser Datenbank mit dortigen weiteren Informationen und eventuellem Scan
• persönliches Wissen des Veröffentlichenden
3. Status der Information
- solide, laut Dokument
- begründete Schlussfolgerung
- Arbeitshypothese
- vage vorliegende Information
- widerlegt
- privates Wissen/ Familienwissen
- allgemeine Annahme
- Behauptung in einem fiktionalen Rahmen
- Behauptung in religiöser Annahme
4. Diskussionsfeld
5. Zitierlink, das die Informationen zu einer Fußnote zusammenfasst
Es geht mit diesen Optionen darum, den noch nirgends publizierten Befund notierbar zu machen und an eine Diskussion und Bewertung zu koppeln. Man kann im selben Moment zulassen, dass Beiträger selbst privates Wissen (etwa um persönliche genealogische Beziehungen) einbringen, denn es bleibt als solches in seiner Angreifbarkeit wie seinen ganz eigenen Qualität ausgewiesen.
Auf dem Weg zur automatisch generierten Fußnote in Wikipedia
Aus den Angaben sollten sich letztlich automatisiert Fußnoten in beliebigen Sprachen generieren lassen: Goethe wurde am 28. August 1749 geboren – die Fußnote dazu notiert, aus welchem Dokument oder welcher späteren Quelle wir das wissen und führt im brisanten Fall zu einer Diskussionsseite, auf der Forscher sich über die Angabe einigten.