„Archivführer zur deutschen Kolonialzeit“ online – ein Gespräch mit Uwe Jung, FH Potsdam, über den Einsatz von Wikidata als Forschungsplattform

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Uwe Jung ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Projekt “Quellen zur deutschen Kolonialzeit” an der Fachhochschule Potsdam. Die Beta-Version des Archivführers geht dieser Tage online. Im folgenden Interview geht es u.a. um die Frage, welche Rolle Wikidata im Projekt spielt.

Olaf Simons: Wir sprachen im vergangenen Sommer miteinander über die Möglichkeiten, Wikibase in Forschungsprojekten und bei der Präsentation von Forschungsarbeit einzusetzen, und tauschten uns dabei über verschiedene Optionen aus. Mit Ihrem Projekt gehen Sie soeben online. Worum geht es darin?

Uwe Jung: Deutschlands koloniale Vergangenheit hat vielfältige Spuren in den Archiven hinterlassen. Im Projekt “Archivführer zur Deutschen Kolonialgeschichte” https://archivfuehrer-kolonialzeit.de/ geht es darum, diese Spuren zusammenzufassen und mit Informationen zu den Orten, Akteuren und Ereignissen zu verknüpfen. Dabei kommt der freien Datenbank Wikidata eine zentrale Rolle zu.


Screenshot der Startseite https://archivfuehrer-kolonialzeit.de/

Olaf Simons: Das Projekt läuft an der Fachhochschule Potsdam?

Uwe Jung: Ja, das Projekt ist dort am Fachbereich Informationswissenschaften angesiedelt. Es wird zum größten Teil vom Auswärtigen Amt finanziert.

Olaf Simons: Sie entschlossen sich schon in der Antragsphase auf eine Realisierung mit Wikidata als Datenbank zu setzen – war das mutig? und was gab die Idee dazu?

Uwe Jung: Ich denke, mehrere Punkte haben dazu beigetragen. Zum einen war mir Wikidata bereits vorher bekannt. Persönlich unterstütze ich die freie Zugänglichmachung von Wissen. Die verschiedenen Wikimedia-Projekte sind hierfür sicher ein zentraler Ort. Zum anderen wurde mir aufgrund meiner beruflichen Erfahrung in Kamerun klar, dass es in den Nachfolgestaaten der deutschen Kolonien andere Prioritäten bei der Beschäftigung mit der gemeinsamen Geschichte gibt. Wir haben das Problem, dass Thesauri und Vokabulare in Europa häufig nur einen europäischen Blick auf diese Geschichte werfen. Das fängt bei der Schreibweise von Namen und Orten an. Viel wichtiger ist aber noch die Tatsache, dass z.B. in der Gemeinsamen Normdatei, an sich ein sehr gutes Werkzeug, in der Regel nur Entitäten auftauchen, die entweder selbst veröffentlicht haben oder über die zentral in einem Werk berichtet wird. Das Vokabular selbst wird in Europa verfasst, also weitgehend unter Ausschluss der “anderen” Seite.

Wikidata bietet nunmehr die Möglichkeit, gemeinsam an einem Vokabular zu arbeiten und ganz nebenbei auch noch das Thema “Kolonialgeschichte” in einen historischen Gesamtzusammenhang zu stellen.

Olaf Simons: Das ist, nebenbei, unser aktuelles Projekt: die gesamte GND – Personen und Körperschaften in unsere Instanz importieren und, soll ich sagen: sie öffnen? In jedem Fall sie benutzen und sie veränderbar machen – gemeinsam mit der GND, denn dort sieht man die Problemstellen nicht minder.

Wie sieht in Ihrem Projekt das Verhältnis von Projektarbeit und Mitarbeit der Öffentlichkeit aus? (Das ist in unseren Projekten ein zentraler Punkt: wir sind es die darin einen Großteil der Erschließungsarbeit in Teams oder in der Forschung Einzelner leisten).

Uwe Jung: Was die praktische Erfahrung betrifft, stehen wir noch am Anfang. Die Arbeit an der Seite selbst und das Zusammentragen von archivischen Beschreibungen hatten bisher Vorrang. Geplant ist, dass über eine thematische Wikimedia User Group zukünftig die Arbeit zum Thema Kolonialgeschichte koordiniert werden soll. Dabei lassen wir uns von folgenden Überlegungen leiten: Erstens basiert die Partizipation der Öffentlichkeit meistens auf freiwilliger Basis. Es kann also niemand gezwungen werden. Besser ist es, die Leute dort abzuholen, wo sie sich zu Hause fühlen. In ihrem jeweiligen Teilthema. Zweitens gibt es bereits viele Personen, welche in verschiedenen Wikimedia-Projekten sich mit Teilaspekten des Themas beschäftigt haben. Die Wikimedia User Group würde also lediglich auf Vorhandenem aufbauen. Das dann jedoch zum Vorteil aller. Wie gesagt, es geht hier nicht nur um Wikidata, sondern auch um Wikipedia, Wikisource und andere Projekte. Für Wikidata ist jetzt mit dem WikiProject “European Colonialism” ein Anfang gesetzt.

Olaf Simons: Bei der Arbeit über die Kontinente hinweg dürfte die Mehrsprachigkeit von Wikidata interessant werden. Wie wird die Software in Afrika angenommen?

Uwe Jung: Ich habe den Eindruck, dass es für die Leute einfacher ist, Fakten miteinander zu verknüpfen, als längere Texte in einem enzyklopädischen Stil zu verfassen. Vorausgesetzt, die Zuordnung der Properties ist klar. Wir sollten nicht vergessen, dass die Art und Weise, wie Lexika verfasst sind, keine universell gültige ist.

Olaf Simons: Keine universell gültige – und auch keine besonders neutrale, ist doch in unserem Kulturraum die Tatsache, dass man eines Lexikon-Eintrags “würdig” wird, so etwas wie der bildungsbürgerliche Ausweis von persönlicher sozialer Bedeutung geworden…

Unser eigenes Projekt ging aus eigenen Debatte mit Leuten des Wikidata-Projektes hervor; sie ermutigten uns, eine eigene Instanz aufzumachen. Ein wichtiges Argument war dabei, dass wir im externen Bereich sozusagen als “Incubator for Original Research” agieren können – als eine Seite, auf der es möglich wird, Dinge zu konstatieren, die noch nicht veröffentlicht sind, und die von hier aus erst zitierbar werden.

Gibt es in Eurem Projekt an dieser Stelle Grenzen, wo Ihr das Gefühl habt, das würden wir gerne mit der öffentlichen Ressource Wikidata tun, aber könnten wir so eigentlich nur auf einer eigenen Ressource riskieren?

Uwe Jung: Nein, die sehe ich nicht. Koloniale Geschichte wirkt bis heute täglich nach. Sie ist ein Politikum und sie wird von vielen Seiten aus betrachtet und interpretiert. Wir sind uns im Projekt darüber bewusst, dass eine Vollständigkeit und Unveränderbarkeit der Daten nicht erreicht werden kann. Das gilt sowohl für die archivischen Beschreibungen als auch für die “Norm”-Daten. Es soll keine “Bibel” werden, sondern vielmehr Hinweise auf derzeit noch verborgene Informationen und Zusammenhänge geben. Aufzeigen, was alles zum Thema gehört und wie weit es in die verschiedenen Sphären der damaligen und heutigen Gesellschaften hinein reicht.

Olaf Simons: Eine solche Problemstelle sind in unserem letzten Projekt die Dokumente, über die wir arbeiten – Akten, die wir zwar zitieren und transkribieren dürfen, die jedoch ansonsten nur eingeschränkt öffentlich zugänglich sind. Es wäre eigenartig, für diese Objekte so einfach Wikidata-Items zu eröffnen. Ein zweites Problem ist, dass wir die Datenbank als Arbeitswerkzeug benutzen, gerade auch um etwa Datierungen einfach einmal versuchsweise zu setzen und dann zu sehen, wie eine solche Entscheidung in der Arbeit aufgeht.

Woher kommen bei Euch die Dokumente? Ich sah beim Probeblick in den Internet-Auftritt, dass Dokumente eine wichtige Rolle spielen.

Uwe Jung: Das wäre in der Tat eigenartig. Zwar ließen sich in Wikidata auch archivierte Dokumente beschreiben, doch sind diese Beschreibungen selbst wohl besser bei den besitzenden Einrichtungen aufgehoben. Etwas anderes ist die Anreicherung von Daten zum besseren Verständnis der Dokumente. Diese neu hinzukommenden Daten stehen aber für sich selbst und brauchen nicht zwangsläufig mit einem bestimmten Dokument verknüpft zu werden. Vielmehr bieten das Datenmodell und die implementierten Tools von Wikidata die Möglichkeit, diese Daten mit vielen anderen Beschreibungen zu verknüpfen, z.B. Publikationen, Denkmäler, Museumsobjekte, Geschichten, Kochrezepte u.s.w.


Der Kartenbrowser https://archivfuehrer-kolonialzeit.de/map

Olaf Simons: Euer Webauftritt hat sich seit dem Juni sehr verändert. Was bietet Ihr wem?

Uwe Jung: Es ist wichtig, die unterschiedliche Herangehensweise beim Publikum im Blick zu behalten. Deshalb gibt es zum Beispiel mehrere Sucheinstiege. Neben “Suchschlitz”, Facettensuche und erweiterter Suche kann auch ein Einstieg über die Normdaten erfolgen. Zusätzlich gibt es den Einstieg über den Thesaurus, welcher de facto ein Set von Wikidata-Abfragen darstellt. Und einen historischen Kartenbrowser, welcher wiederum mit einem historischem geografischen Index verknüpft ist. Eine weitere Besonderheit ist die “Kurrentschreibmaschine”, ein Werkzeug, das beim Lesen von alten Texten helfen soll.


Screenshot der Kurrentschreibmaschine

Olaf Simons: “Archivportal zur deutschen Kolonialgeschichte, Wissen, wo sich Dokumente befinden. Deutschlands koloniale Vergangenheit hat vielfältige Spuren in den Archiven hinterlassen. Diese Spuren zusammenzufassen und mit Informationen zu den Orten, Akteuren und Ereignissen zu verknüpfen, ist das Ziel dieses Projekts.” steht auf der Startseite. Ihr versucht, zu erfassen, wo es überhaupt Dokumente zur deutschen Kolonialgeschichte gibt. Wie geht Ihr dabei mit den Archivkatalogen und den größeren Verbundkatalogen (etwa dem Arcinsys) um, die ja ihre Archivalien gar nicht alle in Wikidata anmelden?

Uwe Jung: Auch wenn sich eventuell noch etwas am Einleitungstext ändern wird, die Intention bleibt gleich. Archivkataloge sind sicher ein Thema für sich. Auch hier basiert vieles auf der Freiwilligkeit. Eine große Hilfe sind die Deutsche Digitale Bibliothek bzw. das Archivportal-D. Viele Einrichtungen sind dort bereits vertreten und ermöglichen auch die Übernahmen von Metadaten. Ähnliches gilt für den Kalliope-Verbund. Einige Archive, wie z.B. das Bundesarchiv, stellen die Daten ihrer Bestände komplett als Open Data zum Download zur Verfügung. Von anderen haben wir die Daten in isolierter Form erhalten und konvertiert. Wiederum bei anderen Einrichtungen haben wir die Daten zunächst aus deren Online-Katalog gezogen und dann abgesprochen, was davon übernommen werden kann. Nicht zu vergessen ist, dass die Landschaft sehr heterogen ist und sich “Archivalien” letztendlich überall befinden können. Nicht nur in Archiven. Die Besucher/innen wiederum dürften wahrscheinlich eher daran interessiert sein, alles zusammen geliefert zu bekommen. Also Publikationen, Archivalien, Museumsobjekte, Debatten, usw.

Olaf Simons: Sicher auch zu recht. – Technisch gesehen habt Ihr eine Benutzeroberfläche aufgebaut, die Suchanfragen an Wikidata weitergibt – und an weitere Kataloge? (oder ist Wikidata hier das Nadelöhr, über das Ihr auf weitere Kataloge zugreift?

Uwe Jung: Hier muss unterschieden werden. Wikidata wird von uns in verschiedenen Zusammenhängen benutzt. Zum einen in Form des Thesaurus auf der Webseite. Diese Übersicht basiert direkt auf Wikidata-Abfragen und dient der allgemeinen Information sowie als ein Sucheinstieg in die Datenbank innerhalb des Portals.

Für die Auswahl, welche Daten aus den verschiedenen Online- und Offline-Katalogen übernommen werden, wird ebenfalls Wikidata benutzt. Hierzu gibt es eine zentrale Abfrage, die einen Korpus an Objekten zum Thema generiert. Die Labels und AlternateLabels aus diesem Ergebnis-Set dienen wiederum als Suchbegriffe für die Abfragen in den Katalogen. Ein Script sorgt dafür, dass allzu viel Noise (wie z.B. “Müller”) nicht übernommen wird. Dieses Script ist regelbasiert, da ein Rückgriff auf neuronale Netze keine befriedigenden Ergebnisse brachte.

Ein weiteres Mal wird Wikidata verwendet, um die zusammen mit den Beschreibungen importierten Normdaten der jeweiligen Einrichtungen zu vereinheitlichen. Die Normdaten werden über ihre Bezeichnungen mit existierenden Wikidata-Objekten verknüpft. Auch hier wird ein Großteil mit Skripten erledigt. Allerdings wird dann auch immer noch eine manuelle Kontrolle notwendig.

Olaf Simons: Visualisierungen sind mit einem eigenen Programmpunkt im Angebot…

Uwe Jung: Ja, eine der Stärken von Wikidata ist die Möglichkeit, Beziehungen zu visualisieren. Wir nutzen hier u.a. den SPARQL-Endpoint mit seiner Möglichkeit auch Ausgaben  in Karten- oder Diagrammform zu generieren.

Wikidata Screenshot
Screenshot Wikidata-Abfrage: Geburts, Wirkungs- und Sterbeorte von Personen mit Bezug zum Thema deutsche Kolonialgeschichte

Olaf Simons: Davon, worauf Eure Seite zugreift, merkt man als Besucher, wenn man dann bei Ausgaben auf die “Datenquelle” sieht?



Schritte bei der Durchsuchung des Thesaurus – sukzessive Screesnhots

Uwe Jung: Sofern ein Link zur Webseite der besitzenden Einrichtung mit übernommen werden konnte, wird dieser eingeblendet. Mit etwas Glück geht es dann von dort aus zum Volltext weiter. Leider gibt es aber auch noch Online-Kataloge ohne Persistent Identifier bzw. Permanentlinks zu einzelnen Beschreibungen.

Die Beschreibungen selbst werden einmalig übernommen, automatisch übersetzt und in einer lokalen Datenbank gespeichert. Die Daten des Thesaurus werden direkt aus Wikidata eingespielt, lassen sich also jederzeit von Dritten ändern und hoffentlich auch erweitern. Ein weiteres Script sorgt dafür, dass wir Änderungen am Korpus während der letzten 7, 30 bzw. 90 Tage zurückverfolgen, um eventuell auf Vandalismus reagieren zu können. Das alles spielt sich dann aber in Wikidata ab.

Olaf Simons: Und ist in Java-Script Interaktionen mit den Datenanbietern organisiert?

Uwe Jung: Nein, das wäre zu aufwändig. Wir verweisen darauf, dass Daten auf deren Webseiten aktueller und vollständiger sein können.

Olaf Simons: Ich meine Euer Angebot – wie ist das technisch gestrickt und woher hattet Ihr die Expertise, so etwas zu stemmen?

Uwe Jung: Die “Expertise” beantwortet gerade diese Frage 😉 Ich habe Afrikanistik mit der Spezialisierung Geschichte studiert. Hinzu kamen noch ein Studium in Bibliotheks- und Informationswissenschaften, Erfahrungen in der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und diverse IT-Kenntnisse. Vieles musste nebenbei noch gelernt werden, schließlich ändern sich Technologien ständig. Eine sehr große Hilfe sind dabei die diversen offenen Technologien. Für die gibt es im Netz viel Unterstützung und Anleitungen. Und man ist unabhängig von Service-Verträgen proprietärer Softwareanbieter.

Technisch basiert das Portal auf der freien Archivsoftware AtoM, die wiederum auf einem Ubuntu-Server agiert. Die Datenimporte und deren Weiterverarbeitung erfolgen hauptsächlich durch Python-Skripte. Für die Präsentation helfen Javascript zusammen mit den Frameworks jQuery und OpenLayer. Für die Georeferenzierung und Kachelung der Karten wurde QGIS mit den Plugins Georeferencer und QTiles benutzt.

Olaf Simons: Gut, Wir sollten Sie mal ausleihen ;).

Uwe Jung: Ab 2020 gerne 😉

Olaf Simons: An welcher Stelle des Webauftritts wird die Chance zum Zuge kommen, den Benutzer selbst die Datensätze verändern zu lassen, oder eigene Datensätze einzuspeisen? Wikidata ist ja gerade hier als interaktive Software interessant. Aus der Startseite geht das Interaktive nicht klar hervor…

Uwe Jung: An der Startseite wird sich bis zum Start noch einiges ändern. Im Portal selbst wird es keine gespeicherten benutzergenerierten Inhalte geben. Hierfür müssten zuvor diverse datenschutzrechtliche Dinge beachtet werden. Der Aufwand wäre zu hoch. Die eigentliche Interaktivität ist in der anzustrebenden Wikimedia User Group zu suchen. Vollständigere Daten im Wikidata-Korpus führen automatisch zu einem besseren Thesaurus im Portal. Außerdem ist es schwer, freiwillige Mitarbeit zu bekommen, wenn die Ergebnisse dieser Mitarbeit nicht unmittelbar und für alle zugänglich sind. Das Portal ist quasi nur ein Auszug aus (in der Mehrheit) bereits öffentlich einsehbaren Daten, welche rund um ein Thema gefiltert werden. Und selbst dieser Filter kann aufgrund der Vielschichtigkeit des Themas niemals fehlerfrei die Spreu vom Weizen trennen. Für die Zukunft wäre zu wünschen, dass sich ähnliche Portale zu anderen Themen mit weniger Aufwand herstellen lassen.

Nur um einen Einblick in die Vielfalt zu geben. Diverse Hauptverantwortliche der mörderischen Schlachten des ersten Weltkriegs waren zuvor einige Zeit in den Kolonien tätig. Zu nicht Wenigen davon gibt es verzeichnete Nachlässe. In den Kolonien waren Ingenieure tätig, zu deren Arbeiten es Pläne gibt. Das gleiche gilt für Naturwissenschaftler*innen und Mediziner. Diverse Künstler haben sich am Thema versucht oder waren gar vor Ort. Und über allen saßen Beamte mit ihren täglichen Problemen, die versucht haben, das Ganze zu verwalten. Unter anderem auch, damit einige Unternehmen und Missionen vor Ort tätig werden konnten. Schließlich spielte die Anti-Kolonialfrage spätestens ab 1919 eine wichtige Rolle in Systemauseinandersetzungen zwischen Ost und West. Sie finden also nüchterne amtliche Berichte neben wissenschaftlichen Abhandlungen, Gemälde neben Kartenwerken und Urlaubsfotos neben dem Ernst-Thälmann-Lied in Duala-Übersetzung.

Was jedoch klar wird, die deutsche Kolonialgeschichte lässt sich nicht auf einige herausragende historische Ereignisse bzw. auf einen reinen militärisch-politischen Aspekt reduzieren. Sie ist kein fest eingegrenztes Teilstück der deutschen Geschichte, welches sich bei Bedarf ausklammern lässt. Sie lässt sich eher mit einer Vielzahl von Flecken vergleichen, die zu einer nur scheinbar weißen Wand mit dazu gehören.

Olaf Simons: Vielen Dank für die Einblicke und das Interview.

Uwe Jung: Gern geschehen 😉


Bildquelle Featured Image: Uniformierung der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika (Brockhaus 1892), Dateiquelle Wikimedia Commons.

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